Das Blaue vom Himmel by Johanna Driest

Das Blaue vom Himmel by Johanna Driest

Autor:Johanna Driest [Driest, Johanna]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Jugendroman
Herausgeber: PeP eBooks
veröffentlicht: 2010-04-03T22:00:00+00:00


21

Im Flugzeug ließ ich mein aufregendes Wochenende Revue passieren. Ich wäre am liebsten auf Ibiza geblieben, denn in Berlin erwartete mich vermutlich Streit. Und wahrscheinlich würde es kalt, regnerisch und dunkel sein. Ich wollte Max alles beichten, aber ich hatte Angst davor. Ich musste mich entscheiden: Lüge oder Wahrheit?

Immer wieder war dies auch ein Thema mit Papi gewesen, und im Moment der Diskussion schien mir alles so klar. Nun versuchte ich krampfhaft, mich an irgendwelche Grundsätze zu erinnern. Mir war klar, dass ich aus Angst vor Schaden log oder aus Angst, etwas nicht zu bekommen. Also keinen Nachteil haben wollte, beziehungsweise einen Vorteil kassieren. Offensichtlich funktionierte es bei mir nicht, einfach dem Gebot »Du sollst nicht lügen!« zu folgen.

Ich verbrachte den ganzen Flug tief in meine Grübeleien versunken. In Berlin musste ich lange auf meinen Koffer warten. Ich hob ihn vom Band und zog ihn hinter mir her. Ich sah Mama fröhlich winken. Als ich sie erreicht hatte, ließ ich den Koffer stehen und umarmte sie. Ich legte meinen Kopf an ihren Hals und blieb einen Moment so, um ihre Wärme zu spüren. Sie tätschelte meinen Rücken, und als ich aufsah, blickte ich in das grinsende Gesicht Jekas.

Lachend ließ ich Mama los und sprang auf Jeka zu. Wir knuddelten uns und konnten uns gar nicht beruhigen. Schließlich nahm Jeka meinen Koffer, und wir gingen weiter zum Ausgang, doch schon nach wenigen Schritten sprang Max hinter einer Säule hervor. Ich fühlte mich ganz heiß und glücklich, dass sie mich so überrascht hatten. Mama sah mich munter an und fragte, mit wem ich denn nun weiterreisen wolle. Diese Art von ihr war neu und überraschte mich vollkommen. Natürlich fand ich es wundervoll, nahm sie in den Arm, gab ihr etliche Küsse und sagte dann, ich würde gerne mit Max fahren.

Mama nahm meinen Koffer und fuhr nach Hause. Jeka verabredete sich mit mir für den nächsten Tag. Dann winkte sie uns zu und verschwand.

Nun stand ich mit Max da und wartete darauf, dass er mich in den Arm nähme. Das tat er aber nicht, weil er den Strauß Blumen, den er für mich mitgebracht hatte, nicht auf den Boden legen wollte. Er reichte ihn mir, ich legte meinen Arm um seine Hüfte, und wir gingen zum Bus.

Als wir bei ihm zu Hause ankamen, war es schon kurz vor acht. Er hatte Hunger und kochte für uns Spaghetti mit Tomatensoße. Ich gab ihm den Holzlöffel, um die Soße zu probieren, und er sagte lachend, dass da Ketchup rein müsse. Scherzhaft verdammte ich ihn dafür.

Normalerweise hätten wir uns allerlei erzählt, aber ich fühlte mich gehemmt und fürchtete mich vor dem Moment der Wahrheit. Denn die wollte ich ihm sagen. Als es endlich raus war, war er fassungslos. Er lehnte sich im Stuhl zurück und schloss die Augen. Dann kippte er mit dem Stuhl nach vorn, und ich spürte einen kalten Windstoß.

Ich bekam eine Gänsehaut und er fragte: »Das meinst du doch nicht ernst, oder? Findest du das witzig?«

Im Aquarium stand ein grüner Fisch mit leuchtend roten Streifen im letzten Tageslicht und bewegte sich nicht.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.